Anläßlich des 56. Bayerischen Entomologentag am 10. März 2018 in der Zoologischen Staatssammlung München hat die MEG vor dem Hintergrund des massiven Insektenschwundes eine Resolution verabschiedet, die von über 80 Teilnehmern unterschrieben wurde und mittlerweile von 606 Personen unterstützt wird.
Als PDF verfügbar ist sowohl die Resolution als auch eine Unterschriftenliste, bei der wir uns über die Rücksendung – mit möglichst vielen Unterschriften gefüllt – freuen würden.
Hier der Wortlaut der Resolution:
Seit mehreren Jahrzehnten beobachtet man in Deutschland wie auch anderen Ländern einen dramatischen, ungebrochenen und zunehmend beschleunigten Rückgang der Artenvielfalt, insbesondere der Insekten. Diese repräsentieren die mit weitem Abstand größte Tiergruppe der Welt, weshalb ihnen eine Schlüsselrolle für die globalen Ökosysteme, aber auch Ökosystemdienstleistungen für den Menschen (z. B. Bestäubung) zukommt.
Die Existenz des “Insektensterbens” ist wissenschaftlich klar dokumentiert und unstrittig. Es steht darüber hinaus in Einklang mit der Beobachtung eines globalen Massenaussterbens von Lebewesen, welches im Gegensatz zu den bisherigen fünf erdgeschichtlichen Katastrophen dieses Ausmaßes vom Menschen zu verantworten ist.
All das hat nicht nur zu einer erschreckenden Verarmung unserer einst vielfältig belebten Kulturlandschaft geführt; an ihrem Ende ist der Zusammenbruch ganzer Ökosysteme zu befürchten. Die wesentlichen Ursachen sind bekannt, wurden z. T. schon vor über 100 Jahren beschrieben und z. B. im Global Ecosystem Assessment (2005) zusammenfassend dargestellt, ohne dass aus diesen Kenntnissen bisher Konsequenzen gezogen und hinreichende Gegenmaßnahmen ergriffen wurden.
All dies erfüllt uns mit großer Sorge. Deshalb bitten wir die politisch Verantwortlichen eindringlich, zeitnah alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um der dramatischen Verarmung unserer Fauna und Flora und dem Artensterben auf nationaler und internationaler Ebene effektiv entgegen zu wirken.
Zu den vordringlichen Maßnahmen gehören insbesondere:
– Ein grundlegender Systemwandel weg von einer rein profitorientierten, intensiven Agrarindustrie, z. B. durch systematische Förderung ökologisch verträglicher Landnutzung.
– Ein weitgehender Verzicht auf Insektizide und Herbizide. Diese Substanzen verteilen sich weit im Ökosystem und haben daher Fernwirkung auch in Schutzgebiete hinein; ihre Anwendung sollte ausschließlich auf seltene Notfälle beschränkt bleiben und keinesfalls für die Routine-Anwendung erlaubt werden.
– Die fundamentale Einschränkung der Ausbringung von düngewirksamen Substanzen, welche ebenfalls Fernwirkung besitzen und zu einer katastrophalen Nährstoffbelastung besonders artenreicher, schützenswerter Biotope führen (Gülleauswaschung, “Luftdüngung”).
– Eine substantielle Einschränkung des Flächenfraßes, dafür großzügige Vernetzung und möglichst Erweiterung noch existierender Restlebensräume.
– Förderung fachbezogener Begleitstudien und Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
München, 10. März 2018
Für die Münchner Entomologische Gesellschaft
Dr. Andreas H. Segerer, Präsident, Hans Mühle, Vizepräsident
Die Adressaten unserer Resolution:
Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Bayerisches Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr
Der designierte Ministerpräsident von Bayern, Dr. Markus Söder
Die fünf Fraktionen im bayerischen Landtag
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Die Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel